Ein großer Verlag hatte vor Kurzem angekündigt, seine Bücher nicht mehr einzeln verschweißt in die Buchhandlungen zu liefern, um die Umwelt zu schonen. Das fanden viele gut. Aber wie sieht es insgesamt mit der Ökobilanz von Büchern aus - gerade im Vergleich zu E-Readern? Diese Frage hat sich Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Verena von Keitz gestellt. Und sie hat festgestellt: Bei beiden gibt es noch Luft nach oben.
Im Alltag bemühen sich viele von uns, möglichst klimaneutral zu leben. Wir denken dabei ans Reisen, an unseren Plastikverbrauch, an unseren Müll - aber nicht unbedingt ans Lesen.
Dabei sind natürlich auch Bücher und E-Books Konsumgüter, die man auf ihre Umweltverträglich abklopfen kann.
E-Book-Reader brauchen laut Freiburger Ökoinstitut in der Produktion ungefähr die gleichen Ressourcen wie ein Handy - auch was Gold und Kobalt angeht. "Aber der Vorteil ist, dass viele Leute die E-Reader oft deutlich länger nutzen als ihr Smartphone", sagt Verena von Keitz. Auch einfach deshalb, weil sie nicht so schnell veralten.
E-Reader verbrauchen nicht viel Strom
E-Reader verbrauchen nicht so viel Strom wie Handys, wenn sie ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen. Dadurch hält der Akku auch gerne mal ein bis zwei Wochen, sagt unsere Reporterin. An diesem Punkt können wir aber darauf achten, mit welchem Strom wir unsere E-Reader aufladen, so Verena von Keitz.
Laut Freiburger Ökoinstitut lohnt sich die Anschaffung eines E-Readers, wenn wir in drei Jahren mehr als 30 Bücher lesen. Und südafrikanische Forscher, die 2016 E-Reader mit Büchern verglichen haben, kommen zu dem Schluss, dass E-Reader in der Ökobilanz wahrscheinlich ein kleines bisschen besser sind als Bücher.
Verlage nutzen kein Recyclingpapier
Mit Blick auf die Ökobilanz gibt es bei Büchern tatsächlich einige problematische Aspekte, meint unsere Reporterin. Zum einen lassen die Verlage ihre Bücher auf Frischfaser-Papier drucken, statt auf Recyclingpapier. Zur Herstellung von frischem Papier werden extrem viel Wasser, Energie und Chemikalien verbraucht, sagt Verena von Keitz. Und die Liste der Negativ-Aspekte gehe noch weiter, etwa mit Druckprozess und Transport.
"Dazu kommt der Druckprozess, unter Umweltaspekten eine ziemliche Sauerei. Und die Bücher müssen ja dann auch vom Herstellungsort zu dir kommen."
Dass die Bücher zu uns kommen müssen, ist klar. Transportwege lassen sich also nicht vermeiden. Wir könnten aber immerhin darauf achten, dass wir unsere Bücher im Buchladen kaufen und nicht bei großen Onlinehändlern, sagt Verena von Keitz. Denn dann werden sie noch mal extra verpackt und der Kurierwagen muss nicht zu uns vor die Haustüre fahren.
Nach "Green Publishing" fragen
Verena von Keitz empfiehlt, beim Buchhändler mal nach "Green Publishing" zu fragen. Das ist ein Projekt, das vor einigen Jahren von einem kleinen Ökoverlag angestoßen wurde - bislang aber noch nicht so viel Verbreitung gefunden hat. Gemeinsam mit Umweltbundesamt, Bundesumweltministerium, Forschungsinstituten und der Frankfurter Buchmesse wurden da Richtlinien für Nachhaltiges Publizieren ausgearbeitet. Darunter:
- umweltverträglicher Druck
- echtes Recyclingpapier
- Zertifikat mit Umweltzeichen "Blauer Engel"
Einige Druckereien machen da zwar schon mit. Bisher sei "Green Publishing" aber nach Einschätzung von Verena von Keitz noch eine kleine Nische.
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