In den USA ist die Anzahl der Organspenden gestiegen. Grund dafür: Eine steigende Zahl an Drogentoten durch die Opioidepidemie. Wir wollten wissen, wie gut die Organe eines Menschen mit Drogenvergangenheit noch funktionieren.
Es klingt paradox und makaber zugleich, aber die Organspende in den USA profitiert von einem der wohl größten Probleme des Landes: von der Opioidkrise - eine große Drogenepidemie, wegen der Präsident Donald Trump im vergangenen Jahr sogar den nationalen Gesundheitsnotstand ausrief. Millionen Amerikaner sind abhängig von Schmerzmitteln. Viele rutschen irgendwann weiter ab und steigen auf Heroin um. Eine Folge: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Drogentoten stark gestiegen.
Der Anteil der Menschen mit einer Drogenvergangenheit unter den Organspendern ist dementsprechend ebenfalls gestiegen. Mittlerweile kommen fast 14 Prozent aller Organspenden in den USA von Menschen, die zum Beispiel an einer Überdosis gestorben sind. Bei diesen Zahlen drängt sich die Frage auf: Wie gut sind denn eigentlich noch die Organe eines Menschen, der Drogen missbrauchte?
Opioide beeinträchtigen weder Herz noch Lunge
US-Forscher haben das in einer großen Studie untersucht. Sie haben die Akten von über 2300 Patienten aus 17 Jahren gesichtet und kommen zu dem Ergebnis: Zumindest für die Herzen und die Lungen von Drogentoten (durch Opioide) können sie grünes Licht geben. Statistisch gesehen funktionieren die nach einer Transplantation genauso gut wie Organe von anderen Spendern, also zum Beispiel von Leuten, die an einer Schusswunde oder bei einem Autounfall gestorben sind. Anders ist es wiederum bei Menschen, die Kokain genommen haben - das kann durchaus das Herz schädigen.
Bei uns werden nur vereinzelt Organe von Drogenabhängigen transplantiert
Auch in Deutschland können Drogentote ihre Organe spenden. Allerdings ist die Zahl verschwindend gering. 2016 wurden 12 Menschen mit Drogenvergangenheit Organe entnommen und gespendet - nicht mal 1 Prozent aller Organspenden, die in dem Jahr stattgefunden haben. Außerdem gibt es bei uns in diesen Fällen auch hohe Auflagen, weil das Risiko besteht, dass Krankheiten übertragen werden.
Drogenabhängige haben ein viel höheres Risiko als andere Menschen, zum Beispiel HIV positiv zu sein oder Hepatitis zu haben. Aber grundsätzlich gilt: Obwohl die Zeit knapp ist für eine Transplantation, werden alle Spenderorgane gründlich untersucht - manchmal einen ganzen Tag lang. Die Organe von Drogentoten werden dabei extra gründlich unter die Lupe genommen.
"Solche Spenderorgane sind mit einem erhöhten Risiko, was die Übertragung einer Infektion angeht, verknüpft."
Das Problem ist, wenn sich Menschen erst kurz vor ihrem Tod mit Hepatitis oder HIV infiziert haben, dann lässt sich das manchmal nicht so schnell nachweisen, sagt Axel Rahmel, Chef der Deutschen Stiftung Organtransplantation: "Man muss ehrlicherweise sagen, es gibt ein diagnostisches Fenster - so nennt man das. In der ganz früher Phase einer Infektion kann man die nicht erkennen, deswegen sind solche Spenderorgane auch mit einem erhöhten Risiko, was die Übertragung einer Infektion angeht, verknüpft."
Patienten müssen in das höhere Risiko einwilligen
Für diese Transplantationsorgane gibt es dann allerdings auch Sonderregeln, erklärt Axel Rahmel. Das heißt, die Organe werden nur solchen Patienten angeboten, die vorher zugestimmt haben, dass sie ein erhöhtes Risiko in Kauf nehmen. "Die Patienten werden vorher gefragt, ob sie - im Zweifelsfall - auch ein solches Organ akzeptieren würden", sagt Rahmel.
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