Billigflieger sind extrem günstig. Dabei braucht es doch viel mehr Energie, um Leute in die Luft zu heben, anstatt sie auf Schienen zu bewegen. Oder?

Nehmen wir mal an, wir wollen morgen spontan von Köln nach London reisen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wir setzen uns in den Zug nach Brüssel, steigen dort um in den Eurostar und fahren durch den Tunnel nach London. Wir könnten unser Ziel in etwa 5:30 Stunden erreichen und müssten mindestens 130 Euro für das Ticket zahlen. Mit dem Flugzeug dauert der Weg rund 90 Minuten und die Preise beginnen bei 20 Euro – ohne Gepäck.

Philipp Kosok vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland sagt, dass beim Fliegen weniger Steuern gezahlt werden. Es gibt zum Beispiel keine Kerosinsteuer. Der Strom hingegen, den die Bahn braucht, um ihre Züge zu bewegen, ist besteuert: "Strom ist in Deutschland sehr stark besteuert. Darauf zahlt man eine Stromsteuer, eine Erneuerbare-Energien-Umlage. Und das entsprechende Äquivalent im Flugverkehr wäre eigentlich die Kerosinsteuer. Wo aber heute die Regierung sagt: Auf die verzichten wir schlicht!" Das Umweltbundesamt hat ausgerechnet: Sieben Milliarden Euro jährlich könnte eine Kerosinsteuer bringen. Kerosin macht ein Drittel der Kosten einer Airline aus. Eine Steuer würde sich bei den Ticketpreisen deutlich bemerkbar machen.

Flieger und Bahn zahlen unterschiedlich viel Steuern

Auch bei der Mehrwertsteuer gibt es Unterschiede. Bahn- und Fluggäste zahlen zwar beide auf innerdeutschen Strecken 19 Prozent Mehrwertststeuer, aber wenn es zum Beispiel ins Ausland geht, wird die Mehrwertsteuer für die Bahnreise nicht nur anteilig, sondern für den vollen Ticketpreis berechnet. "Das heißt, ein Fünftel meines Ticketpreises bei der Bahn geht an das Finanzamt. Wenn ich fliege, verzichtet das Finanzamt ganz freiwillig", sagt Philipp Kosok.

Ein weiterer Punkt ist, das besonders beim Fliegen sehr auf Effizienz geachtet wird:

  • zum Beispiel in der Abfertigung
  • die Flieger sind nur kurze Zeit am Boden
  • Extrawünsche kosten und können die Billigtickets quasi mitfinanzieren
  • die Linien bemühen sich um eine Auslastung von 90 bis 95 Prozent
  • viele billige Alternativen
"Wer am Wochenende nicht billig nach Barcelona kommt, fliegt nach Island – es gibt einfach viele billige, attraktive Alternativen.​"
Pascal Fischer, Deutschlandfunk Nova

Um die Preise ökologisch korrekter zu gestalten, schlägt Philipp Kosok vor, dass der Bund das Schienennetz noch stärker subventionieren könnte - die Autobahnen würden schließlich auch subventioniert. Man könnte eine Kerosinsteuer und die Mehrwertsteuer erheben – im Zweifelsfall weltweit, denn sonst würde so eine Steuer lediglich deutsche Fluggesellschaften vom Markt fegen. 

Einfacher wäre es, der Bahn Abgaben zu erlassen. Das wäre dann ein wirkliches ökologisches Umsteuern. Denn: Mit der Bahn stoßen wir 13 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus. Beim Fliegen ist es 16 Mal so viel. Anders gesagt: Eine Steuer auf jedes Gramm Kohlendioxid würde die Preise umdrehen.

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Shownotes
Reisen
Warum Zugfahrkarten oft teurer sind als Flugtickets
vom 13. September 2018
Gesprächspartner: 
Pascal Fischer, Deutschlandfunk Nova
Moderator: 
Ralph Günther