Das US-Studiosystem ist eine ziemliche Männerveranstaltung. Die Studie Celluloid Ceiling zeigt, wie männlich Hollywood noch immer ist.

Frauen sind in Hollywood dramatisch unterrepräsentiert - zumindest hinter der Kamera. Das bestätigt einmal mehr die jährlich erscheinende Studie Celluloid Ceiling der Universität von San Diego. Martha M. Lauzen ist die Autorin der statistischen Untersuchung. Für das Jahr 2018 hat sie die kommerziell erfolgreichsten Filme in den USA in drei Gruppen untersucht: die Top 100, die Top 250 und die Top 500. Ihr Fokus liegt auf den 250 erfolgreichsten Filmen des Jahres 2018 in den USA. Die folgenden Zahlen beziehen sich auf diese Gruppe, wenn nicht anders angegeben.

Ein Ergebnis: Der Anteil der Regisseurinnen ist im Vergleich zum Vorjahr von 11 auf 8 Prozent gesunken. Und das trotz des wiederkehrenden Protests gegen die Geschlechterungerechtigkeit in Hollywood.

"Die großen Strippenzieher der Studios Hollywood sind weiß und männlich und investieren natürlich in Altbekanntes und Altbewährtes."
Anna Wollner, Filmjournalistin

Als Schlüsselpositionen definiert die Untersuchung: Regie, Drehbuch, Produktion, ausführende Produktion, Schnitt und Kamera. Insgesamt ist der Frauenanteil über die verschiedenen Filmberufe hinweg gestiegen - auf jetzt 20 Prozent. 2017 waren es 18 Prozent. Die größten Zuwächse gab es bei den Autorinnen und Produzentinnen.

Bei 74 Prozent der ausgewählten Filme erledigten zehn oder mehr Männer diese Aufgaben Bei nur einem Prozent der erfolgreichsten 250 Filme hatten zehn oder mehr Frauen diese Schlüsselpositionen inne.

Ausnahme-Blockbuster bestätigen die Regel

Das Studiosystem in Hollywood sei nicht unbedingt risikobereit, was die Vergabe großer Budgets an Produzentinnen und Regisseurinnen angehe, sagt die Filmjournalistin Anna Wollner. Die Studie kann diese Einschätzung durchaus bestätigen.

Anna Wollner nennt einige Blockbusterprojekte, die entscheidend von Frauen gestaltet und entwickelt werden: 

  • Wonder Woman 1984 (Regie: Patty Jenkins; angekündigt für 2020)
  • A Wrinkle in Time (Regie: Ava Du Vernay; 2018)
  • Captain Marvel (Regie: Anna Boden und Ryan Fleck; 2019)
  • Little Women (Regie: Greta Gerwig; 2019)

Bei den Top 500 der kommerziell erfolgreichsten Filme hat die Autorin der Studie auch nach Genre differenziert. Der Anteil von Frauen ist mit 33 Prozent bei den Dokumentarfilmen am höchsten, gefolgt von 27 Prozent bei Actionfilmen, 26 Prozent bei den Dramen, bei Komödien und Science-Fiction 20 Prozent und bei Animationsfilmen 18 Prozent. Am wenigsten Frauen arbeiten bei Horrorfilmen mit. Nur 11 Prozent der Schlüsselpositionen wurden 2018 von ihnen besetzt.  

Anna Wollner weist darauf hin, dass sich ein vergleichbares Ungleichgewicht auch auf dem deutschen Film- und TV-Markt zeigt. Hierzulande arbeitet Pro Quote Film daran, diesen Zustand zu verändern.

Mehr zum Gender-Gap bei Deutschlandfunk Nova:

  • Gender Gap: Frauen, kümmert euch ums Geld!  |   Frauen verdienen auch 2019 noch 21 Prozent weniger als Männer. Laura Rauschnick vom DGB-Projekt "Was verdient die Frau? Wirtschaftliche Unabhängigkeit!" rät: Vergesst gute Vorsätze wie "Mehr Sport machen" oder "Gesünder kochen". Kümmert euch ums Geld!
  • Studie zum Gender Gap: Noch 202 Jahre bis zur Gleichberechtigung  |   Bis zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern kann es noch dauern. Das Weltwirtschaftsforum rechnet mit rund 200 Jahren. Wir haben uns seinen Report angesehen und geguckt, wie es schneller gehen könnte.

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Shownotes
Wenige Jobs für US-Filmfrauen
Hollywood bleibt weiß und männlich
vom 04. Januar 2019
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Anna Wollner, Filmjournalistin