In Uedem in Nordrhein-Westfalen nimmt das Weltraumkommando der Bundeswehr jetzt offiziell seinen Dienst auf. Das Air and Space Operations Centre (ASOC) soll vor allem beobachten, überwachen und aufklären.

Der Weltraum wird nicht nur für Milliardäre immer interessanter. Auch das Militär will genauer wissen, was da oben passiert. Die USA haben deswegen ihre Space Force gegründet. Und auch die Bundeswehr baut gerade ein Weltraumkommando auf. Eingeweiht wurden die Räumlichkeiten am Luftwaffen-Standort Uedem in Nordrhein-Westfalen schon im September 2020 (unser Bild oben), offiziell losgelegt wird erst jetzt.

Die Weltraumeinheit der Bundeswehr soll dafür sorgen, dass auch Deutschland besser erfassen kann, was sich im Weltraum, mehrere hundert bis zu tausenden Kilometer über der Erde, abspielt.

Beobachtung von Satelliten

Es geht vor allem um Satelliten – und was diesen gefährlich werden könnte. Denn immer mehr Infrastruktur auf der Erde hängt von Satelliten ab. Inzwischen haben Staaten und Organisationen mehrere tausend Satelliten ins All geschossen: für Navigationssysteme, Fernsehen, Internet, Wetterbeobachtung und diverse Forschungszwecke. Außerdem ist das Militär auf Satelliten angewiesen – etwa um Raketenstarts und Truppenbewegungen weltweit zu überwachen.

"Auch das Militär braucht Satelliten – etwa um Raketenstarts und Truppenbewegungen weltweit zu überwachen."
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Die unmittelbarste Bedrohung für die Satelliten ist vermutlich Müll, also Weltraumschrott: alte, kaputte Satelliten oder Teile von Raketen. Es geht also darum, Zusammenstöße vorherzusehen und zu verhindern. Denkbar sind aber auch gezielte Angriffe auf Satelliten, um Anwendungen auf der Erde lahm zu legen.

Mögliche Angriffe aus Russland oder China

Aus Sicht der Nato sind Angriffe oder Sabotageakte aus Russland oder China vorstellbar. Zumindest hat die Nato auf ihrem letzten Gipfeltreffen im Juni klargestellt: Wird ein Mitgliedstaat wie Deutschland oder die USA im Weltraum angegriffen, kann das genauso den Bündnisfall auslösen wie eine Aggression auf der Erde. Ein Angriff auf einen Bündnispartner würde dann also als Angriff auf alle gewertet werden.

"Möglichkeiten, Satelliten auszuschalten oder zu stören, gibt es."
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Störaktionen, etwa im Zusammenhang mit einem Konflikt auf der Erde, sind zumindest nicht ausgeschlossen. Satelliten kurzfristig auszuschalten oder zu stören, ist technisch möglich und denkbar: zum Beispiel per Rakete oder mit anderen Satelliten. Oder – und das wäre vermutlich etwas unauffälliger – per Laser oder mit Kommunikationsstörgeräten.

Die mutwillige Zerstörung eines Satelliten wäre dagegen schon eine andere Hausnummer. Eine solche würde nämlich auch eine Menge Folgeprobleme im All mit sich bringen – in Form von neuem Weltraumschrott. Und von dem hat erst Mal niemand was. Im All gibt es keine Ländergrenzen. Als China schon vor einigen Jahren zum Beispiel absichtlich einen ausgedienten Satelliten abgeschossen hat, ist der in tausende Trümmerteile zerfallen. Das war also rückblickend eher kontraproduktiv.

Auf Hilfe von Verbündeten angewiesen

Sollte es tatsächlich zu einem Fall der Fälle kommen, wäre die Bundeswehr aktuell aber noch nicht in der Lage, Weltraumangriffe zu verhindern. Da wäre das neue Weltraumkommando auf die Hilfe von Verbündeten angewiesen. In Uedem sind auch erst mal nur 50 Leute beschäftigt – erst in den kommenden Jahren soll das Team auf bis auf 150 anwachsen. Die geplanten Investitionen belaufen sich bisher auf 200 Millionen Euro.

Shownotes
Air and Space Operations Centre in Uedem
Wozu das Weltraumkommando der Bundeswehr dient
vom 13. Juli 2021
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Jan Bungartz, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion