Tränen vergießen wir zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten, um unsere Freude, Trauer oder Wut rauszulassen. Wann wir sonst noch feuchte Augen kriegen und was Tränen sonst können - Notfallmediziner Johannes Wimmer erklärt alles, was man über dieses Phänomen wissen sollte.

Das Haustier stirbt, ein Kind wird geboren, der Lieblings-Bundesligist steigt ab oder auf - alles Mögliche kann uns feuchte Augen bescheren. Manchmal gelingt es uns, die Tränen zurückzuhalten, manchmal erleichtert es uns, sie einfach rauszulassen oder wir wischen sie uns ganz verstohlen aus dem Augenwinkel. 

"Es gibt einen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen: Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Frauen häufiger weinen."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Tränen entstehen in unseren Tränendrüsen, die wie die Speicheldrüsen dafür zuständig sind, in unserem Körper Flüssigkeiten herzustellen. Die Tränendrüsen sitzen außen am Auge - zwischen Auge und Schädel, erklärt der Notfallmediziner Johannes Wimmer. 

Krokodilstränen gibt es tatsächlich

Bei Krokodilen ist der Aufbau des Schädels und die Lage der Tränendrüsen und Tränensäcke vergleichbar mit dem von Menschen. Wenn ein Krokodil das Maul zu weit aufsperrt, entsteht ein Druck, der auf die Drüsen wirkt. Dadurch fließen dann buchstäblich dicke Krokodilstränen. 

"Die Flüssigkeit läuft über den Tränensack ab, der sich an der Nase befindet. Über einen feinen Tränengang läuft die Flüssigkeit mitten in die Nase rein. Deswegen weint man nicht nur Tränen, sondern auch Rotz."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Unsere Tränenflüssigkeit setzt sich ähnlich zusammen, wie unsere anderen Körperflüssigkeiten: hauptsächlich Wasser, Proteine, Enzyme, Helferlein und Antikörper gegen verschiedene Bakterien. Am Tag produzieren unser Körper ein bis zwei Milliliter Tränenflüssigkeit. Ist das Auge gereizt, können daraus schnell 20 bis 100 Milliliter werden. Wichtiger als die Menge ist allerdings die Qualität - auf die richtige Zusammensetzung kommt es dabei an. 

"Es geht gar nicht so sehr darum, wie viel man produziert, sondern welche Qualität die Tränenflüssigkeit hat. Selbst wenn jemand sehr viel Tränenflüssigkeit produziert und die Qualität schlecht ist, können die Augen austrocknen."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Die Zusammensetzung der Flüssigkeit ist bei emotionalen Tränen grundsätzlich die gleiche: egal, ob wir aus Wut oder Freude heulen. Wenn unser Auge tränt, weil wir eine Infektion haben, ist die Konsistenz allerdings eine andere. Gefühlige Tränen sind dünnflüssiger, als solche, die der Körper zum Schutz und zur Selbstheilung einsetzt. 

Hochkomplexe Tränenflüssigkeit, die uns scharf sehen lässt

Tränenflüssigkeit setzt sich aus drei Schichten zusammen: 

  1. unten ist sie schleimig
  2. in der Mitte ist sie wässrig
  3. oben ist sie fettig (sorgt dafür, dass das Wasser nicht so schnell verdunstet)

Wenn zum Beispiel das Fett in der Tränenflüssigkeit nicht gut zusammengesetzt ist, dann verdunstet zu viel davon. Das kann zu trockenen und gereizten Augen führen. Wenn beispielsweise die Proteine schlecht zusammengesetzt sind, reißt der Tränenfilm schnell ab - auch dann trocknet das Auge schneller aus.

Die Flüssigkeit im Auge ist auch wichtig, wenn wir scharf sehen wollen. Denn die Tränenflüssigkeit gleicht Unebenheiten in der Hornhaut aus. 

Mehr zum Thema Tränen auf Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Wie gut sind deine Tränen?
Heul doch!
vom 12. Mai 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Johannes Wimmer, Notfallmediziner