Im Kampf gegen Falschmeldungen setzen Apple und Facebook auf unterschiedliche Strategien. Apple vertraut Journalisten - Facebook setzt auf den Algorithmus. Was ist besser?
Spätestens seit der zurückliegenden Präsidentschaftswahl in den USA ist das Problem mit Fake News erkannt. Facebook war daraufhin stark in die Kritik geraten und musste auch Fehler zugeben. Eine klare Lösung, wie man mit Artikeln mit falschen Behauptungen, ausgedachten Geschichten und gefälschten Zahlen umgeht, die in den sozialen Medien kursieren und geteilt werden, gibt es aber noch nicht.
Die Unternehmen Apple und Facebook wollen Desinformationen dieser Art aber aus ihren Timelines raushaben.
Apple lässt Journalisten filtern
Apple setzt auf Kuratoren, die Fake News herausfiltern. Die Kuratoren sind Journalisten, die eine Art Qualitätsprüfung vornehmen sollen. Bei personalisierten Newsfeed-Angebot in den USA für iPad und iPhone sollen die Kuratoren eingesetzt werden. Dort laufen alle möglichen Nachrichten von Fremdseiten ein. Für Angebote in Deutschland sind diese Kuratoren noch nicht geplant.
Die Qualitätsprüfung der Kuratoren läuft im Wesentlichen so, dass nur sogenannte Trustet Sources zugelassen werden, also Nachrichten, von bestimmten Seiten wie der Washington Post, der Politikwebseite Politico, aber auch Fox News, die eher trump-freundlich berichten. Orestis Papakyriakopoulos von der Technischen Universität München kritisiert das Verfahren. Er beschäftigt sich mit politischer Datenwissenschaft.
"Wenn jemand jeden Tag 1000 Artikel danach auswerten soll, welcher gut ist und was ist falsch, hat er gar nicht die Zeit zur Recherche."
Apple geht es nach eigenen Angaben darum, dass die Menschen bei ihnen einen umfassenden Eindruck diverser Themen bekommen und dabei sowohl eher demokratische als auch eher konservative Standpunkte abgebildet werden - als Alternative zu Filterblasen in den sozialen Medien.
Orestis Papakyriakopoulos hält die Regelung von Apple an dieser Stelle für nicht gelungen. Seiner Meinung nach sollten noch viel mehr Medien in der News-App von Apple auftauchen - somit auch Breitbart, ein eher rechtsgerichtetes Online-Magazin, dass durch Fake News aufgefallen ist. Aber nicht alle Artikel seien als Fake News zu bewerten. Das müssten dann die Kuratoren prüfen, sagt der Datenwissenschaftler.
Facebook setzt auf Algorithmus und die Intelligenz der Masse
Mit dem Konzept, Menschen zum Herausfiltern unwahrer Meldungen einzusetzen, ist Facebook nicht gut gefahren. Das hatten sie zur Präsidentschaftswahl probiert und viel Kritik geerntet. Interessanterweise vor allem von Konservativen, die die Nachrichtenauswahl in ihrer Timeline als zu liberal empfanden.
Stattdessen wird es - was das Thema Nachrichten angeht - in den USA, aber auch bei uns irgendwann, Umfragen geben, in denen wir angeben sollen, wie wir bestimmte Nachrichtenquellen bewerten. Beispielsweise sollen wir beantworten, ob wir Spiegel Online vertrauenswürdig finden oder nicht.
"Der Newsfeed bei Facebook soll sortiert werden. Je vertrauenswürdiger eine Quelle, desto höher wird eine Webseite priorisiert."
Wenn wir also dann nur noch Nachrichten von Quellen angezeigt bekommen, bei denen wir mal angeklickt haben, dass wir ihnen vertrauen, stellt sich natürlich die Frage, inwieweit das nicht wieder zu einer Filterblasenbildung beiträgt. Facebook hofft wohl, dass es die Masse schon richten wird. Dass also Trolle es schwer haben, die Glaubwürdigkeit von Medien, die Fake News verbreiten, nach oben zu pushen, weil sie in der Minderheit sind.
Welches System besser funktioniert - ob es überhaupt funktioniert - werden wir bei den kommenden Parlamentswahlen in den USA im November beobachten können. Im Voraus lässt sich schwer sagen, welche Strategie die bessere ist. Ob Menschen - wie bei Apple - besser filtern oder Algorithmen - wie bei Facebook.
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