Das Fachmagazin "Nature" kürt jedes Jahr zehn Menschen, die – nach Meinung des Magazins – maßgebliche Forschung weltweit leisten. Nun ist wieder eine aktuelle Liste veröffentlicht worden. Und die deutsche Klimaforscherin Friederike Otto ist mit dabei.

Friederike Otto berechnet den Einfluss der Klimaerwärmung auf bestimmte Wetterextreme, wie zum Beispiel Hitzewellen, Stürme und Fluten. Und damit hat sie sich weltweit einen Namen gemacht. Sie ist Physikerin, promovierte Philosophin und Buchautorin. Die 39-Jährige stammt ursprünglich aus Kiel, lehrt und forscht inzwischen aber am Imperial College in London. Im August 2021 war sie eine der Autor*innen, die am Bericht des Weltklimarats mitgearbeitet haben.

Klimaforscherin Friederike Otto
© Imago | TT
Friederike Otto lehrt und forscht am Imperial College in London

Um den Einfluss der Klimaerwärmung auf Wetterextreme zu berechnen, hat Friederike Otto einen neuen Forschungszweig mitbegründet: die sogenannte Attributions- oder Zuordnungsforschung. Dabei vergleichen Fachleute aktuelle Wetterdaten mit den Daten einer fiktiven Parallelwelt im Computermodell. Und diese im Computer modellierte Parallelwelt unterscheidet sich nur in einer einzigen Sache von der realen Welt: Es gibt dort keine menschen-gemachten Treibhausgase. Durch den Vergleich lässt sich der Einfluss des Klimawandels berechnen.

"Das bedeutet: Die Abweichung zwischen den Daten aus unserer Welt und dieser Parallelwelt, zeigt den Einfluss des Klimawandels."
Amelie Fröhlich, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten

Dass diese Art der Forschung noch relativ jung ist, hat vor allem einen technischen Grund: Für die Berechnungen sind extrem hohe Rechenleistungen notwendig. "Zunächst wurde dieser Forschungsansatz von anderen Wissenschaftlern sehr kritisch beäugt", sagt Amelie Fröhlich aus den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten, "inzwischen hat sich das aber komplett geändert. Der Ansatz ist mittlerweile anerkannt und wird als höchst solide angesehen."

Gründung der World Weather Attribution

2015 hat Friederike Otte die Initiative World Weather Attribution ins Leben gerufen – zusammen mit einem niederländischen Kollegen. Diese Initiative hat zum Beispiel den Einfluss des Klimawandels bei der Hitzewelle in den USA ganz klar nachgewiesen. Wir erinnern uns: Im Juli 2021 gab es im Westen Nordamerikas und in Kanada Rekordtemperaturen von knapp 50 Grad. Ohne den Klimawandel sei das so gut wie unmöglich gewesen.

Auch nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 – in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – hat die Organisation World Weather Attribution Modelle berechnet und kommt zu dem Schluss: Der Klimawandel ist eindeutig mitverantwortlich für das Hochwasser.

"Nicht nur 'Nature' sieht Otto als eine der maßgebenden Wissenschaftlerinnen unserer Zeit. Zuletzt hat auch das 'Time Magazin' Otto für ihre Verdienste in der Klimaforschung ausgezeichnet. Sie gehört 2021 laut dem Magazin zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt."
Amelie Fröhlich, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten

Neben Friederike Otto stehen auf der Top-Ten-Liste zum Beispiel auch Forschende, die zu Corona arbeiten: Der Bio-Informatiker Tulio de Oliveira hat in Südafrika unter anderem die Beta-Variante des Coronavirus mit entdeckt. Und später die Omikron-Variante. Auf der "Nature"-Liste steht auch die Epidemiologin Meaghan Kall von der britischen Gesundheitsbehörde. Laut dem Fachblatt hat sie wissenschaftliche Berichte in leicht verständliche Social-Media-Posts umgewandelt und so dabei geholfen, wichtige Informationen über Covid-19 zu verbreiten.

Und noch ein Beispiel, das nichts mit Corona zu tun hat: Zu den bedeutenden Wissenschaftlern zählt "Nature" zufolge auch der Chefentwickler des chinesischen Mars-Programms, Zhang Rongqiao. Mit seiner Hilfe hatte es China im Mai geschafft, ein Erkundungsfahrzeug erfolgreich auf dem Mars abzusetzen – als zweites Land der Welt; das war vorher nur den USA gelungen.

Shownotes
Wissenschaft
Klimaforscherin Friederike Otto zählt zu "Nature's Top Ten"
vom 16. Dezember 2021
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Amelie Fröhlich, Deutschlandfunk Nova