"Europa ist im Sonnensystem einer der Geheimtipps, wo Leben entstanden sein könnte", sagt Astrophysiker Michael Büker. Der Grund, warum die Nasa 2023 unbedingt ihre Mission Europa Clipper dorthin schicken will.
Europa ist einer der Monde des Gasriesen Jupiter und damit ganz schön weit draußen im Sonnensystem. Der Mond besteht komplett aus Eis und hat keine Atmosphäre. Warum will also die Nasa unbedingt dorthin?
"Eigentlich ist es auf Europa total kalt und ungemütlich."
Spannend wird Europa unter seiner Oberfläche: Aufgeheizt durch Gezeitenkräfte zwischen Jupiter und Europa könnte es dort einen Ozean mit flüssigem – nicht gefrorenem – Wasser geben. Demnach müssen die Temperaturen dort zwischen Null und Hundert Grad liegen. Bekannt ist auch, dass das Wasser salzig ist und es kommen organische Moleküle vor.
"Europa ist im Sonnensystem einer der Geheimtipps, wo Leben entstanden sein könnte."
Aus diesem Ozean könnte demnach Leben entstanden sein. Grund genug für die Nasa, den Mond näher zu erforschen. Größtes Problem dabei: Wie kann ein Satellit auf dem Eis landen? Und wie kann er in das Eis bohren, ohne es zu verunreinigen? Deshalb will die Nasa Europa erst einmal von einem Satelliten aus beobachten.
Für die Mission Europa Clipper will die Nasa bei der US-Regierung 600 Millionen US-Dollar beantragen. Nach Einschätzung von Astrophysiker Michael Büker, sei diese Summe für die Entwicklung des Vorhabens durchaus im Rahmen. Größere Missionen – von der Entwicklung bis zum Ende der Durchführung – liegen im Bereich von ein bis zwei Milliarden US-Dollar.
Beste Technik für die Europa-Analyse
Die Sonde soll so mit Technik ausgestattet sein, dass die Nasa den Mond untersuchen kann. Dazu gehören Kameras, die Fotos von der Oberfläche machen. Zum Beispiel von Stellen, wo das Eis aufbricht. Michael Büker spricht sogar von Eisvulkanen. Mit dabei ist auch ein Radar, mit dem die Wissenschaftler untersuchen können, wie es unter der Eisoberfläche aussieht. Dessen Radiostrahlung kann die Oberfläche durchdringen, die dann von innen wieder zurückgeworfen wird. So können die Wissenschaftler Rückschlüsse auf das Innere von Europa ziehen.
Zusätzliche Daten liefern Eiswolken, die die Eisvulkane ins All hinausschießen. Wenn dann die Sonde durch so eine Eiswolke fliegt, kann sie die Materie aufsammeln und an Bord untersuchen.
Start für Europa Clipper 2023 steht in den Sternen
Der Flug des Europa Clippers bis ins äußere Sonnensystem soll nur drei Jahre dauern, sagt Michael Büker. Ursprünglich war geplant, dass der Clipper mit der neuen Schwerlastrakete Space Launch System ins All geschossen wird, die wird aber wohl nicht fertig bis zum geplanten Start der Mission Europa Clipper. Damit ist der ursprüngliche Plan, 2023 zu starten und 2026 bei Europa anzukommen, unsicher geworden.
Mehr spannende Space-Gespräche mit Michael Büker:
- Himmelskörper Oumuamua: Der Zigarren-Asteroid ist vielleicht superleicht | Im Oktober 2017 haben Astronomen den Asteroiden Oumuamua entdeckt - das erste interstellare Objekt, das wir dabei beobachten konnten, wie es durch unser Sonnensystem fliegt. Doch bis heute wissen wir nicht wirklich, was es genau ist.
- Suche nach Leben im All: Tess macht Jagd auf Exoplaneten | Das Nasa-Weltraumteleskop Tess untersucht, ob es außerhalb unseres Sonnensystems Planeten gibt, auf denen Leben möglich ist. Erste Kandidaten hat es schon entdeckt. Tess kann uns aber noch mehr verraten – zum Beispiel wie das Klima auf unserem Heimatplaneten funktioniert.
- Weltraumforschung: Raumsonde New Horizons trifft auf Ultima Thule | Wie ist eigentlich unser Sonnensystem entstanden? Ein eisiger Brocken am Rande unseres Sonnensystems könnte ein paar Antworten auf die Frage enthalten: Das Objekt (486958) 2014 MU69, Spitzname "Ultima Thule".