Viel Forschung für zum Beispiel Klimarettung wird von Stiftungen finanziert. Die verwalten und mehren ihr Geld aber teilweise in Fonds, die den Forschungszielen entgegen stehen.
Saubere Luft, gesunde Menschen, Impfungen für alle – für solche Sachen geben Stiftungen Geld aus. Das ist auch gut so, denn ein gar nicht so kleiner Teil der weltweiten Forschung wird von Stiftungen finanziert. Ein Reporter hat für das Fachmagazin Science aber jetzt herausgefunden: Viele Stiftungen pflegen eine ganz schöne Doppelmoral.
Der Journalist hat sieben private Stiftungen durchleuchtet, die richtig große Förderer von Forschung sind. Darunter die Bill und Melinda Gates Stiftung, aber auch andere eher unbekannte Namen wie das Howard Hughes Medical Institute, oder die Robert Wood Johnson Foundation.
Doppelmoral: Stiftungen investieren in Offshorefonds
Bei der Recherche wurde geschaut, was in öffentlichen Rechenschaftsberichten steht und was man in Paradise Papers über die Stiftungen findet, also in geleakten Dokumenten einer Offshore-Anwaltskanzlei. Das Resultat: Bis auf die Gates-Stiftung investieren alle anderen untersuchten Stiftungen insgesamt mehrere Milliarden Dollar in Offshorefonds und zum Teil in Sachen, die ihren eigenen Zielen total zuwiderlaufen.
Als ein Beispiel für die Doppelmoral in dieser Branche hat sich Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sophie Stigler die Stiftung Wellcome Trust herausgesucht. Sie ist nach der Bill and Melinda Gates Foundation die weltweit zweitreichste Stiftung, die medizinische Forschung fördert. Ist erklärtes Ziel ist es, "Gesundheit von Mensch und Tier zu verbessern". Die Wellcome Trust hat unter anderem die Entwicklung für einen Wirkstoff gegen Malaria unterstützt, sowie eine Studie über Luftverschmutzung in Hongkong. Diese hat - so der Autor des Artikels - herausgefunden, dass Menschen, die viele Rußpartikel eingeatmet haben, eher an Krebs erkranken.
In der Wissenschaftszeitschrift Science ist nun zu lesen, dass Wellcome Trust viel Geld in ein Unternehmen investiert, das das Smogproblem verschärft. Das ist eine Firma, die Schweröl an Schiffe liefert – und dort wird beim Verbrennen richtig viel Ruß freigesetzt. Wie kommt das? Fairerweise muss man sagen, dass die Stiftung möglicherweise gar nicht weiß, dass diese Firma mit im Fonds ist.
"Normalerweise ist es ja so, dass gemeinnützige Stiftungen ein Vermögen haben, gespendet von irgendwem und von den Zinsen finanziert sie Projekte."
Die Stiftungen brauchen also die Zinsen für die Finanzierung ihrer Projekte. Deswegen wird dort Geld reingesteckt, wo am Ende möglichst viel bei rum kommt - und das sind nun einmal Investmentfonds, die das Geld möglichst gewinnbringend anlegen.
Im konkreten Fall hat die Stiftung Wellcome Trust 50 Millionen in Offshorefonds auf den Cayman-Inseln angelegt und dieser Fonds wiederum hält Anteile an der Schwerölfirma.
Selbst, wer argumentiert, dass sich nicht alle Bestandteile eines Fonds durchleuchten lassen, muss zugestehen, dass Offshorefonds generell eher eine zwielichtige Sache sind, sagt Sophie Stigler.
"Diejenigen, die Offshorefonds nutzen, sagen immer: 'Ist ja alles legal.' Stimmt meistens auch. Aber wenn man Geld im Steuerparadies anlegt, gibt’s eigentlich nur zwei Ziele: Entweder, man will nicht, dass der eigene Name nirgendwo auftaucht, oder man will so wenig Steuern zahlen wie irgend möglich. Oder beides."
Der Autor des Science-Artikels hat die Stiftungen mit seinen Rechercheergebnissen konfrontiert. Die Antworten lauteten meist sinngemäß: 'Naja, gute Investmentfonds sitzen halt oft in Steuerparadiesen.'
Fairerweise muss man sagen, dass es wahrscheinlich gar nicht so viele Fonds gibt, die explizit nicht in Öl, Waffen, Tabak und Alkohol investieren, sagt Sophie Stigler. Die Begründung von Wellcome Trust fand sie aber seltsam. Von dort hieß es zur Begründung dafür, dass man unter anderem in Öl- und den Gaskonzern Shell investiert: 'Wenn wir Anteile an solchen Firmen haben, dann sichern wir uns auch Einfluss.'
Wie genau Wellcome Trust jedoch Shell zu mehr Klimaschutz bewegen will, ließ die Stiftung offen.
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