Tauben töten per Genickbruch soll in Limburg erlaubt werden – dafür stimmte die Mehrheit bei einem Bürgerentscheid. Es gibt tierfreundlichere und effektivere Methoden, um die Taubenpopulation einzudämmen. Doch auch das Töten hat Vorteile.
Um eine wachsende Taubenpopulation in einer Stadt einzudämmen, ist die Tötung der Tiere eigentlich nicht notwendig – für das hat sich aber eine Mehrheit beim Bürgerentscheid im mittelhessischen Limburg entschieden. In einigen Städten gibt es Taubenschläge, in die sich die Tiere zum Brüten ihrer Eier zurückziehen können. Die Eier, die die Tauben dort ablegen, werden durch Gipseier ersetzt. Die Tauben denken, dass sie ihren Nachwuchs ausbrüten – doch der schlüpft aus den falschen Eiern natürlich nicht.
Dass Limburg stattdessen auf das Töten durch Genickbruch setzt, hat Kostengründe: Pro Jahr kostet ein Taubenschlag etwa 90.000 Euro – das Töten durch einen Falkner kostet im Jahr etwa 20.000 Euro. Ein weiterer Grund ist, dass das Töten sehr viel schneller geht. Das Tauschen der Eier wirkt sich erst auf die Population kommender Taubengenerationen aus.
Tauben töten ist günstiger als Eierklau
Hinzu kommt: Die Taubenschläge können das Brüten der Tauben nicht hundertprozentig abdecken und regulieren. Nicht jede Taube legt ihre Eier in einem Taubenschlag ab. Er muss an der richtigen Stelle sein und jeweils an die Bedürfnisse der Tauben angepasst sein. "Es gab in Berlin tatsächlich mal einen Taubenschlag, der wurde aber nur von drei Taubenpärchen genutzt", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Jana Niehof.
"Tatsächlich sind die vergleichsweise hohen Kosten bei Taubenschlägen gegenüber denen beim Töten ein Nachteil. Das Töten ist außerdem schnell 'erledigt'."
Trotz der Nachteile werden die Taubenschläge gegenüber dem Töten der Vögel als nachhaltiger bei der Populationsregulierung angesehen. "Wenn ich die Tiere einfach nur töte, führt das über die Jahre hinweg nicht einfach nur zu einer Reduzierung der Population. Es werden nicht alle getötet. Und die in der Stadt verbleibenden Tauben brüten immer weiter und so rücken immer neue Tiere nach", erklärt Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes.
Dementsprechend müsse immer wieder ein Falkner kommen, um neue Tauben zu töten. Das sei bei Taubenschlägen, in denen die Eier durch Gipseier ersetzt werden, anders – weil keine neue Tauben geboren werden.
"In der Schweiz gibt es ein gutes Beispiel für den Vorteil von Taubenschlägen: Dort konnte die Anzahl der Tauben von 25.000 auf 8.000 gesenkt werden."
Eine weitere Möglichkeit, die Geburtenrate von Tauben zu kontrollieren, ist die Pille. In einigen deutschen Städten – wie Köln, Solingen, Wuppertal und Hagen – wird die Pille bereits getestet. Die Methode ist aber sehr umstritten, weil mögliche Nebenwirkungen des Medikaments noch nicht ausreichend erforscht worden sind.
Dass Taubenpopulationen reguliert werden müssen, steht außer Frage. Wenn es zu viele sind, kann das nicht nur nur einige Menschen nerven. Tatsächlich ist es auch für die Tauben selbst schädlich, wenn es zu viele sind, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Übertragung von Krankheiten auf Menschen ist gering
"Die Tiere leben unter widrigen Bedingungen. Sie ernähren sich von unserem Abfall, finden kaum Brutmöglichkeiten. Allein deswegen ist es notwendig, die Stadttauben zu managen und ihren Bestand zu reduzieren", sagt sie. Ein hoher Taubenbestand auf begrenztem Raum erleichtert außerdem die Weitergabe von Krankheiten von Taube zu Taube und erhöht den Stress für die Tiere.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass Tauben Krankheiten durch Parasiten an uns Menschen weitergeben, ist relativ gering."
Beim direkten Kontakt mit den Hinterlassenschaften der Tauben können die Tiere Bakterien, Pilze oder Parasiten auch auf uns Menschen übertragen. Die Wahrscheinlichkeit, sich von einer Taube eine Krankheit einzufangen, ist aber eher gering, sagt Lea Schmitz. Das könne etwa passieren, wenn wir Taubenkot an den Fingern haben und ihn uns in die Augen reiben.
Die meisten Erreger, die Tauben mit sich tragen, haben wenig Auswirkungen auf das menschliche Immunsystem, so Schmitz. "Tauben sind nicht gefährlicher für unsere Gesundheit als andere (Sing)vögel oder unsere eigenen Haustiere oder landwirtschaftlich genutzte Tiere."