Die Geburtenraten sinken und die Lebenserwartung steigt. Darum müssen immer weniger junge Leute für die Rente der älteren Generation zahlen. Ist das gerecht? Was sagen die Parteien zur Rente? Wir haben die Programme gecheckt.

Rente als Generationenvertrag

In Deutschland wird die Rente als Umlage finanziert: Das Geld, das Beschäftigte in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, geht an die heutigen Rentner. Wenn die zurzeit zahlenden Beschäftigten selbst einmal in Rente gehen, dann zahlen die nachfolgenden Generationen. So die Idee.

Doch die Geburtenraten sinken und damit nimmt auch die Zahl der Beschäftigten ab. Das bedeutet, dass in Zukunft die Rentner von immer weniger jungen Beitragszahlern finanziert werden müssen. Und da die Menschen immer älter werden, steigt zusätzlich noch die Bezugsdauer für die Rente.

Ab wann Rente und wie viel?

Will man an dem Umlageverfahren festhalten, gibt es verschiedene Mechanismen, um die Probleme anzugehen. Wichtig am Rentensystem sind unter anderem:

  • Renteneintrittsalter: Das liegt zurzeit bei 65 Jahren. Seit 2012 wird es schrittweise bis 2029 auf 67 Jahre angehoben. Alle, die nach 1964 geboren sind, werden in der Regel bis 67 arbeiten. Das bedeutet: Die Versicherten zahlen länger ein und beziehen kürzer Rente. Das könnte die Kassen entlasten. Manche Experten sagen jedoch, dass langfristig die Rente mit 70 kommen muss.
  • Rentenniveau: Das entscheidet über die Höhe der Renten und liegt bei zurzeit 48 Prozent. Das Rentenniveau soll bis 2030 moderat sinken.
  • Rentenbeiträge: Die heutigen Beiträge liegen bei rund 19 Prozent - vermutlich werden sie steigen.

Die CDU will im Großen und Ganzen am Rentensystem festhalten. Aber das Rentenniveau von 48 Prozent könnte bis 2030 moderat sinken. Im selben Zeitraum wird der Rentenbeitrag moderat ansteigen. An der geplanten Rente mit 67 will man erst einmal festhalten. 2018 will die Partei eine Kommission gründen, die dann die Zukunft der Rente nach 2030 klären soll.

Die SPD betont noch stärker, dass sie an der Rente mit 67 festhalten will. Das Rentenniveau soll bis 2030 stabil bleiben, dafür sollen die Rentenbeiträge auf maximal 22 Prozent steigen. Damit das Umlageverfahren trotzdem funktioniert, sollen Steuermittel zugeschossen werden. Die SPD fordert auch, dass die Gruppe der Beitragszahler erweitert wird - zum Beispiel durch Selbstständige. Außerdem will die Partei eine Mindestrente gegen Altersarmut.

Umbau in Richtung einer Bürgerversicherung

Die Grünen machen sich für eine ähnliche Idee stark: eine Garantierente. Wer eine gewisse Zeit eingezahlt hat, soll eine Rente erhalten, die über dem Niveau der Grundsicherung liegt. Das soll durch Steuermittel finanziert werden. Auch die Grünen wollen, ähnlich der SPD, dass mehr Menschen in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Langfristig und schrittweise will die Partei aber einen großen Umbau des Rentensystems - nämlich eine "Bürgerversicherung" für alle.

Ähnliche Ansichten teilt die Linke. Mehr Menschen – auch Politiker sowie Beamte – sollen in die Rentenversicherung einzahlen. Darüber hinaus will die Partei, dass Gutverdiener mehr zahlen und dass zugleich die Renten ab einer gewissen Höhe gedeckelt werden. Jeder soll eine "solidarische Mindestrente" erhalten: 1050 Euro ist das Minimum. Menschen sollen wieder früher in Rente gehen können, nicht später. Der Renteneintritt soll nach 40 Arbeitsjahren ohne Abzüge machbar sein. Das Rentenniveau soll nicht sinken, sondern wieder auf 53 steigen.

Altersarmut als Problem

Die AfD will, dass Beschäftigte nach 45 Arbeitsjahren ohne Abschläge in die Rente gehen können. Außerdem sollen Rentner einfacher einer Arbeit nachgehen können - das will auch die FDP. Die AfD will, dass Menschen mit einer niedrigen Rente Aufschläge erhalten, um sie vor Altersarmut zu schützen. Außerdem will die Partei, dass Erziehungszeiten für Kinder stärker bei der Rente berücksichtigt werden - das will auch die Linke.

Die Liberalen wollen hingegen flexibilisieren. Geht es nach der FDP soll jeder in Rente gehen können, wann er will. Ab 60 Jahren soll das möglich sein, ganz ohne Abschläge. Die Voraussetzung dafür ist, dass beim Renteneintritt schon genug für die Grundsicherung zusammengekommen ist. Eine Rentengarantie lehnt die Partei ab. Sie will die private Vorsorge stärken. Außerdem soll das Rentenniveau künftig an der durchschnittlichen Lebenserwartung der jeweiligen Generation ausgerichtet werden.

Unser Wahlprogramm-Check

Was die Parteien sonst noch so vorhaben? Wir lesen uns vor der Bundestagswahl für euch durch die Wahlprogramme und erklären, wer was fordert - jeden Tag zu einem anderen Thema.

Wahlprogramm-Check: Episode 1 | Gleichberechtigung
Wahlprogramm-Check: Episode 2 | Steuern
Wahlprogramm-Check: Episode 3 | Netz & Digitales
Wahlprogramm-Check: Episode 4 | Außen- und Europapolitik
Wahlprogramm-Check: Episode 5 | Bildung
Wahlprogramm-Check: Episode 6 | Umwelt- und Klimapolitik
Wahlprogramm-Check: Episode 7 | Rente
Wahlprogramm-Check: Episode 8 | Ernährung und Landwirtschaft
Wahlprogramm-Check: Episode 9 | Arbeit und Lohn
Wahlprogramm-Check: Episode 10 | Einwanderung 
Wahlprogramm-Check: Episode 11 | Wohnen
Wahlprogramm-Check: Episode 12 | Innere Sicherheit
Wahlprogramm-Check: Episode 13 | Mobilität

Selbst lesen? Dauert nur knapp einen Tag - Verschnaufpausen mit eingerechnet...

"Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben" | Wahlprogramm CDU/CSU
"Es ist Zeit für mehr Gerechtigkeit" | Wahlprogramm SPD
"Zukunft wird aus Mut gemacht" | Wahlprogramm Bündnis 90 / Die Grünen
"Sozial. Gerecht. Frieden. Für alle." | Wahlprogramm Die Linke
"Denken wir neu" | Wahlprogramm FDP
"Programm für Deutschland" | Wahlprogramm AfD
"Der Bayernplan" | Wahlprogramm CSU

Shownotes
Bundestagswahl 2017
Der Wahlprogramm-Check: Rente
vom 14. September 2017
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Utz Dräger, Deutschlandfunk Nova