Auch geringe Mengen Alkohol sind schädlich. Forschende aus China und Oxford sind sicher: Vorherige Studien, die zu anderen Ergebnissen gekommen sind, haben teils falsche Methoden angewendet.
"Ein Gläschen Wein am Abend ist gut fürs Herz." Solche, oder so ähnliche Sprüche hört man ja öfter mal. Und bisher waren sie immer eine prima Rechtfertigung für das eine Glas, das wir uns abends gönnen, oder das eine Bierchen. In Ehren. Ihr wisst schon...
Ist aber alles Quatsch. Das sagen jetzt zumindest Forschende aus China und Oxford in ihrer neuesten Studie, die im Fachmagazin The Lancet erschienen ist. Darin zweifeln sie die Methoden an, mit denen zahlreiche Studien der vergangenen Jahre immer wieder belegt haben, dass Alkohol in geringen Mengen der Gesundheit nicht schadet. Ihr Ergebnis lautet: Schon ab dem ersten Schluck ist Alkohol schädlich.
Zweifel an Methodik älterer Studien
Die Zweifel an der Methodik älterer Studien zum Alkohol begründen die Forschenden aus Oxford und China so: Bisher wurde immer geschaut, wer trinkt wie viel Alkohol und wer ist wie gesund, beziehungsweise hat welche Krankheiten? Das Problem ist aber, erläutert Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ann-Kathrin Horn: Wie lässt sich erkennen, ob der Gesundheitszustand wirklich vom Alkohol beeinflusst wurde?
Bisher kamen Studien häufig zu dem Ergebnis: Wer ab und zu Alkohol trinkt, hat seltener Herz-Kreislaufkrankheiten. Das war aber aus Sicht der Forschenden falsch. Ann-Kathrin Horn fasst es so zusammen: Die Forschenden glauben, dass Menschen, die keine Herzkreislaufkrankheiten haben, eher Alkohol getrunken haben - und Menschen, die eh schon eine Krankheit hatten, zurückhaltend beim Trinken waren.
"Das heißt einfach, dass die Krankheit oder Nicht-Krankheit schon vorher da war und gar nichts mit dem Alkohol zu tun hatte."
Die Forschenden plädieren dafür, eine andere Methode anzuwenden. Diese nennt sich Mendelsche Randomisierung. Damit könne genauer untersucht werden, was zuerst da war und was genau wodurch verursacht wurde. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler genauer auf die Gene geschaut.
An der Studie haben 500.000 Chinesen über einen Zeitraum von zehn Jahren teilgenommen. Dass die Studie in China durchgeführt wurde, war insofern günstig, als in Ostasien einige Menschen Gene haben, die dafür sorgen, dass sie stärker auf Alkohol reagieren. Das hat den Forschern geholfen. Diese Menschen trinken in der Regel keinen oder kaum Alkohol. Und mit dieser Gruppe konnte geschaut werden, ob Gesundheit oder Krankheit am Alkohol liegt.
Neue Methodik zeigt: Alkohol erhöht Risiko für Krankheiten
Die Forscher haben einmal die Methode angewendet, die früher angewendet wurde: Auch dabei kam raus, dass diejenigen, die ein bisschen Alkohol trinken, gesünder sind als Nicht-Trinker. Aber mit der genetischen Methode hat sich gezeigt: Die Gesundheit liegt nicht am Alkohol. Sondern: Jeder Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Krankheiten, egal wie viel.
"Auch wenig Alkohol ist schädlich."
Die Forschenden fordern, dass Alkohol nicht mehr verharmlost werden solle, denn mit ihrer Studie konnte gezeigt werden, dass es keine "gesunde" Grenze gibt. Die Grenze sei schon dann überschritten, wo der erste Tropfen Alkohol anfängt, fasst Ann-Kathrin Horn zusammen.
Was die Forschenden auch ganz klar sagen: Alle Studien, die etwas anderes behaupten - beispielsweise, dass es Stoffe in Wein oder Bier gebe, die gut für die Gesundheit seien - argumentiere auf der Grundlage einer falschen Methodik. Und es sei sehr unverantwortlich, so etwas zu veröffentlichen.
Ebenfalls interessant:
- Kater-Studie | Ob Bier auf Wein oder umgekehrt ist wurscht
- Alkoholfreier Rausch | Trendgetränk "Kin": Trinken ohne Kater
- Medizin | Ärzte bekämpfen Alkoholvergiftung mit Dosenbier
- Alkoholismus | Diese fünf Trinker-Typen haben ein Problem mit Alkohol