Das Gefühl der Angst ist eine menschliche Fundamentalerfahrung, die wir versuchen zu bändigen und in Teile zu zerlegen, die wir verstehen können. Doch so ganz will uns das nicht gelingen. Ein Vortrag des Theologen Philipp Stoellger.
Der Hirtengott Pan schätzt seinen Mittagsschlaf über alles. Wenn er gestört wird, zum Beispiel von blökenden Schafen, dann verbreitet er Schrecken unter ihnen. Ist es ihm einmal gelungen, Panik hervorzurufen unter den Schafen, dann ist diese Angst so mächtig, dass auch Pan selbst, obwohl er ein Gott ist, sie nicht mehr zurücknehmen kann.
Die Geschichte von Pan dient Philipp Stoellger dazu, Angst näher zu beleuchten und sie uns vor Augen zu führen. Stoellger ist Professor für Theologie an der Universität Heidelberg.
"Angst macht Angst. Angst ist ein wirksames Wort. Kaum spricht man von Angst, schleicht sie sich auch ein."
Philipp Stoellger erzählt in seinem Vortrag von den unterschiedlichen Schichten und Dimensionen der Angst und betont immer wieder die Macht, die sie ausübt.
Angst ist wie ein Pilzgeflecht
Wir versuchen, die Angst zu bezwingen – zum Beispiel, indem wir theoretisch darüber reden. Wir versuchen, die Angst mit Begriffen zu definieren und damit in Kategorien einzuordnen.
"Angst als Begriff zu bestimmen, macht sich anheischig, sie zu definieren, zu ordnen. Das zielt auf Verfügung des Unverfügbaren."
Doch so sehr wir uns auch bemühen, das Außerordentliche zu normalisieren, so ganz wird uns das nie gelingen, sagt Stoellger. Denn an den Grenzen und Rissen der Begriffe kehre sie wieder, die Angst – wie ein schwarzer Pilz.
Philipp Stoellgers Vortrag mit dem Titel "Religion als Angstbewältigung? Zur Ökonomie der Angstbewirtschaftung" hat er am 27. Januar 2018 im Rahmen der Tagung "Angst machen. Koproduzenten eines Gefühls" am Einstein Forum in Potsdam gehalten.
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